International Police Association
Verbindungsstelle Ulm / Neu-Ulm
 

Geschichte der Polizei in Ulm und Neu-Ulm seit 1914

 

Durch die geografische Lage sind die beiden Städte Ulm und Neu-Ulm sowie die angrenzenden Landkreise Neu-Ulm und der Alb-Donau-Kreis eng miteinander verwoben. Getrennt werden die beiden Gebiete auf bayerischer und baden-württembergischer Seite eigentlich nur durch die beiden Flüsse Donau und Iller. Die geschichtlichen Hintergründe dies- und jenseits von Donau und Iller erfahren sie hier.


Die Geschichte der Ulmer Polizei

 

1914 gab es in Ulm das Stadtpolizeiamt im Rathaus (Vorstand Stadtpolizeirat Gustav Goll). Polizeiwachen gab es in den Rathäusern von Ulm und Söflingen sowie Polizeistationen im Gymnasium (Olgastraße), im Bahnhofnebengebäude, im Steuerwachhaus beim Stuttgarter Tor und in der Olgastraße.  Der Personalbestand belief sich auf 4 im Inneren Dienst und 61 im Äußeren Dienst und bei der Kriminalpolizei sowie 1 Gefangenenwärter. Dazu kam noch das Polizeimeldeamt im Rathaus mit 4 Beamten.

Seit 1903 gab es Dienstfahrräder und seit 1910 Diensthunde.

1913/14 wurden im Königreich Württemberg die bisherigen Fahnder zu Kriminalschutzleuten umgewandelt und 1914 das Fingerabdruckverfahren eingeführt.

1918 wurden im neuen Freistaat Württemberg auf Grund der aufkommenden Unruhen Sicherheitskräfte aufgestellt, die sich bis 1922 über Sicherheitskompanien, Polizeiwehr, Sicherheitspolizei (SiPo) zur Schutzpolizei (SchuPo) entwickelten. Demnach gab es 1. Kommunale Polizei einschließlich Kriminalpolizei, 2. Staatliche Polizei mit Staatl. Polizeiämtern, 3. Landjägerkorps und 4. Schutzpolizei mit Polizeibefehlsstelle im Innenministerium. Dieser Behörde war auch das Kommando der Staatl. Ortspolizei Ulm mit 3 Polizeischaren in Ellwangen und Ulm unterstellt. Zur Württemberg. Polizeidirektion Ulm gehörten demnach der Einzeldienst und die SchuPo-Bereitschaft. (Unterbringung in der Deutschhaus-Kaserne).

1922 wurden berittene Streifen der Schutzpolizei erstmals im Oberamtsbezirk (=Landkreis) eingesetzt. Die Rechtsstellung der Polizeibeamten wurde 1922 durch den Württemberg. Landtag erstmals geregelt.

1923 wurde die Ortspolizei Ulm verstaatlicht und der Württemberg. Polizeidirektion Ulm zugeschlagen. Der bisherige Städtische Polizeidirektor wurde zum Polizeidirektor ernannt (G. Goll damit 1891-1923 Polizeichef!). Die Diensträume befanden sich im Rathaus und in den 3 Polizeistationen Heidenheimer Straße, Schwilmengasse und Klosterhof Söflingen. Außerdem gab es das Polizeigefängnis in der Griesbadgasse und den Hundegewahrsam beim Niederländer Hof.

Neuer Polizeichef wurde 1923 Polizeidirektor Anton Beutel, 1924 Polizeidirektor Schmid.

1927 erfolgte der Umzug der Polizei vom Rathaus in den Neuen Bau. Die Organisation umfasste nun Abt. I (Verwaltung), Abt. II (Kriminalpolizei), Abt. III (SchuPo-Kommando Einzeldienst) mit den Polizeiwachen Neuer Bau, Söflingen, Wiblingen, Grimmelfingen und der neuen Polizeistation Weststadt (Wagnerstraße), Abt. IV (SchuPo-Kommando Polizeibereitschaft) in der Karlskaserne. Daneben bestand noch das Landjägerstationskommando Ulm im Frauengraben mit Landjägernebenstellen in Altheim/Alb, Beimerstetten, Bernstadt, Langenau, Lonsee, Niederstotzingen, Söglingen und Stetten.

Durch den Sieg der NSDAP im Reich und Land 1933 änderte sich auch für die Polizei in Ulm viel. Neuer Polizeidirektor wurde der bisherige Staatskommissar und MdR Dreher (bis 1942).Neue Uniformen, Hoheitsabzeichen und Fahnen wurden eingeführt. 1936 wurden 3 Polizeireviere Neuer Bau, Heidenheimer Straße (später Karlstraße) und Wagnerstraße gebildet. Wiblingen blieb Landposten. 1937 erfolgte die Ausrüstung mit der Walther Pistole 08, cal. 9 mm.1938 wurden andere Behörden ausgesiedelt, so dass der Neue Bau nur noch der Polizei zur Verfügung stand.

1938 wurde die Zuständigkeit der Polizeidirektion Ulm neben der Stadt und dem Landkreis Ulm auf die Städte und Landkreise Biberach, Ehingen, Heidenheim und Neu-Ulm sowie die Gendarmerieschule Deggingen erweitert (fast mit derjenigen des heutigen PP Ulm identisch!).

Seit 1933 wurden im Keller des Neuen Baues Luftschutzräume für die Bediensteten eingerichtet.  Zur Polizeidirektion Ulm gehörten auch die Reiterstaffel und die Kraftfahrstaffel (beide in der Zeughauskaserne).

Mit dem Zusammenbruch und der Machtübernahme durch die US-Streitkräfte ergab sich eine völlig neue Lage: Sämtliche Polizeibeamten wurden vom Dienst suspendiert und in der Wagnerschule vorübergehend inhaftiert. Später mussten sie unbewaffnet und in Zivil mit weißer Armbinde "Police" den Dienst verrichten.

Die Gendarmerie des Landkreises wurde 1945 in die Landespolizei Württemberg überführt und nun als Kommissariat Ulm bezeichnet, während die Ulmer Polizei kommunalisiert wurde:

  • Städtische Polizeidirektion Ulm mit 3 Abteilungen (Schutzpolizei mit 3 Polizeirevieren und Polizeiwachen in Grimmelfingen, Söflingen und Wiblingen; Kriminalpolizei mit 4 Dezernaten, Fahndungs- und Erkennungsdienst; Personal und Wirtschaft). Erster Polizeichef wurde Polizeidirektor Vollmer (bis 1946)

Bewaffnung und Ausstattung mit Dienstfahrzeugen wurde wieder gestattet.

Im Landkreis Ulm wurden zur Abgrenzung zwischen amerikanischen und französischen Besatzungszone eine Zonengrenzpolizei (bis 1948) eingerichtet. Allgemein fand auch in den Reihen der Polizei Entnazifizierung statt, der viele Beamte zum Opfer fielen. 1946/47 bestand daneben noch eine der Schutzpolizei angegliederte Spezialpolizei zum Schutz von US-Militäreinrichtungen. Die Kriminalpolizei war 1945 von den US-Behörden vorübergehend in Detektiv-Abteilung umbenannt worden, 1947 die Schutzpolizei in Uniformierte Polizei.

Nächster Polizeidirektor wurde 1947 Rudi Haussmann (vom Ulmer Gemeinderat gewählt).

1947 wurden neue Dienstgrade eingeführt.

1948 wurden die Planstellen für die PD Ulm, wie folgt, festgelegt: 124 Schutzpolizei, 24 Kriminalpolizei, 10 Verwaltungs- und Wirtschaftsdienst. Polizeibehörde und Polizeivollzugsdienst wurden getrennt. Die Reiterstaffel wurde aufgelöst und die Dienstpferde verkauft.

1948 wurde Karl Jüttner Polizeidirektor (bis 1953).

1950 wurde der erste Funkstreifenwagen beschafft und im Neuen Bau eine Feststation eingerichtet. 1955 wurde die Verkehrsinspektion eingerichtet (Karlstraße), dafür das 2. Polizeirevier aufgelöst. Am Eselsberg wurde ein neuer Polizeiposten errichtet.

1955/56 war Polizeirat Otto Rall Ulmer Polizeichef, nach der erneuten Verstaatlichung der Polizeidirektion Polizeirat Ernst Borrmann (bis 1963).

1956 hatte die Staatliche Polizeidirektion Ulm 3 Abteilungen (Uniformierte Polizei und technische Einrichtung, Kriminalpolizei,  Verwaltungsangelegenheiten). Sie war aber nur für den Stadtkreis Ulm zuständig, während für den Landkreis das Landespolizei-Kreiskommissariat Ulm verantwortlich war (2 Landespolizei-Abteilungen Erbach und Blaubeuren mit zusammen 13 Landespolizeiposten und 1 Verkehrsstaffel).

Die Kriminalpolizei wurde in das Kriminalkommissariat der Staatl. PD Ulm mit den Kriminalaußenstellen Geislingen und Göppingen umgewandelt. Als neuer Dienstzweig wurde der Wirtschaftskontrolldienst eingerichtet.

1961 wurde erstmals die Weibliche Kriminalpolizei als Dienststellenbezeichnung eingeführt.

1963 Einführung des Freiwilligen Polizeidienstes.

1963 wurde Polizeirat Erwin Breßmer neuer Polizeichef, 1965 Polizeirat Karl Barth, 1968 erneut Breßmer, 1973 wieder Barth, 1974 Polizeioberrat Gerhard Riss, 1977 Polizeioberrat Hubertus Nowak.

1969 gab es eine Organisationsreform bei der Polizei:

Die Polizeidirektionen wurden den Landespolizeidirektionen (für Ulm bis 1973 Stuttgart, dann Tübingen) nachgeordnet, die Landespolizeikommissariate  wurden aufgelöst und gingen in den Polizeidirektionen auf. Durch die Kreis- und Verwaltungsreform 1972 wurde das Polizeikommissariat Ehingen aufgelöst und als Polizeirevier Ehingen der PD Ulm nachgeordnet. 1978/79 wurde der Polizeiführungsstab eingerichtet  Ab 1980 wurden die Ulmer Polizeidienststellen nach und nach baulich renoviert und technisch aufgerüstet. 1981 wurde erneut eine Diensthundeführerstaffel eingerichtet.

 

 

Die Geschichte der Polizei Neu-Ulm

 

Durch die Entstehung Neu-Ulms ab 1810 gab es schon seit damals ein bayerisches Polizeikommissariat. Einer der dortigen Kommissare schlug übrigens für "Ulm auf dem rechten Donauufer" den Namen "Maxstadt" vor, der sich aber nicht durchsetzte. 1912 hatte Neu-Ulm bei der städtischen Polizei (seit 1891 war Neu-Ulm kreisfrei) nur 6 Beamte (bei einer Einwohnerzahl von 12800 !). Polizeiamt und Polizeiwache befanden sich im Rathaus

Zwischen 1916 und 1918 hatte die Neu-Ulmer Polizei alle Hände voll zu tun, um Lebensmittelschmuggel zwischen Ulm und Neu-Ulm zu verhindern. Der Verkauf fand nur noch unter Polizeiaufsicht statt.

1937 hatte das Stadtpolizeiamt 6 Beamte und Angestellte. Die Schutzmannschaft umfasste bei der Gemeindevollzugspolizei 1 Beamten, bei der Uniformpolizei 9 und bei der Kriminalpolizei 2.

1938 übernahm die Polizeidirektion Ulm die Zuständigkeit auch für Stadt und Landkreis Neu-Ulm (bis 1945). 

1965 hatte Neu-Ulm in der Schützenstraße eine Landpolizeiinspektion, eine Landpolizeistation und einen Unfalltrupp.

1970 wurde die Stadtpolizei Neu-Ulm auf Stadtratsbeschluss von 1968 verstaatlicht (die blauen Uniformen wurden gegen die grünen getauscht).

Nach der Landkreisreform (jetzt nicht mehr Stadtkreis, sondern nur noch Große Kreisstadt) 1971 forderte Neu-Ulm vergeblich die neue Polizeidirektion, die jedoch im zentral gelegenen Krumbach eingerichtet wurde.

Neu-Ulm hatte nun lediglich eine Polizeiinspektion, eine Kriminalpolizeistation (der KPI Memmingen nachgeordnet) und eine Verkehrspolizeiinspektion.

Ab 1999 wurde die frühere Reinhardt-Kaserne (Nelson-Barracks) in der Reuttierstraße zur neuen zentralen Polizeidienststelle umgebaut.

 

 

Im März 2016              Uwe-Kurt Schweigert, KHK a. D.